Puschan Mousavi Malvani

Zwischen­welten

Die Suche nach meinen irani­schen Wurzeln beginnt in der Welt der Musik. Orien­ta­lische Einflüsse in unserer Klassik zu finden ist leicht: Spätestens der Impres­sio­nismus greift eindeutig nach Orien­ta­lismen. Kultu­relle Grenzen einreißen bedeutet für mich in der Fremde zu verweilen, mich in ihr für einen Augen­blick einzu­richten, um mir Zwischen­räume zu eröffnen, in denen ich mich frei bewegen kann.

Musik schafft es als univer­selle Sprache in diese Nischen vorzu­dringen und Unaus­ge­spro­chenes zu erzählen. Als sanfter Fluss bewegt sie sich zwischen Herz und Verstand und kann sich – wenn wir es zulassen – zu einem gewal­tigen Strom ausbreiten, der uns geradezu überflutet. Wenn ich dann loslasse, fühle ich mich frei. 

Klänge scheinen auf einem Urinstinkt zu beruhen, der uns erlaubt, jede Musik unmit­telbar zu erleben. Welche Ebene wir dabei betreten, bleibt uns überlassen. Musik nimmt fremde Einflüsse in sich auf. Sie lässt sich umschreiben, umformen und in immer neue Gewänder kleiden. Manches geht auf, manches nicht – wie etwa die wohlge­meinten Klavier­be­glei­tungen des 19. Jahrhun­derts für Bachs Ciaccona, die uns heute unantastbar erscheint.

Zwischen­welten – Between the worlds

The search for my Iranian roots begins in the world of music. To find oriental influences in our classic is easy: at the very latest Impres­sionism clearly draws to Orien­talism. Breaking down cultural boundaries means for me to stay in a foreign country, to set me in for a moment, in order to open up spaces, in which I can move freely.Music makes it possible to penetrate these niches as a universal language and to tell unspoken things. As a gentle river, it moves between the heart and the mind and, if we allow it, it can spread to a huge stream that floods us almost. When I let go, I feel free. Sounds seem to be based on a urine instinct that allows us to experience every music directly. We are left to decide what level we are entering. Music takes on strange influences. It can be circum­scribed, reshaped and clothed in new robes. Some things do not appear, such as the well-known piano accom­p­animents of the nineteenth century for Bach’s Ciaccona, which seems to us inviolable today. The Ciaccona has a special power. It prophesies the eternal cycle of being, by dividing every structure into its original consti­tuents, as in molecules that break down into atoms, reconnect, and create new things. It seems as if this music would free itself from the constraints of the sheet music, in order to move dumbly into dizzy heights and depths. Then, in turn, she lets herself be caught, she calms down and ground us. On the other hand, seeming to be connected for a moment. Although alone in the infinite space, one feels connected with the great whole in a magic of unity. Ravel’s progressive music needs support in our century. To stage them in a modern way is a need for me. Impres­sionism is not a symbol of Roman­ticism, it points forward, into trans­pa­rency and trans­cen­dence. The violin cadence of Tzigane, which I have experi­mented with with experi­mental piano sounds, tries to do justice to it. A figure that permeates different worlds and has not lost any of its actuality today, is for me the Carmen. She never gives up, shows no weakness and stands for courage and blood, pride and vulnerability. My editing is based on the imagi­nation of Pablo de Sarasate and moves between the Orient and Oxident. Neither in dream nor in reality does the song poem of Khatcha­turian sound. Behind the sound curtain of his prelude hides the mystical world of the Orient, with its fragrances, stories and enchanted places. The melodies of the Persian wise men, on the other hand, are directed directly to our inner being, in accordance with the folkloric songs and dances of Iran. As a (foreign) language, music leads me on a journey of variety .

Bachs univer­selle Sprache

Der Ciaccona wohnt eine besondere Kraft inne. Sie prophezeit uns den ewigen Kreislauf des Seins, indem sie jeden Aufbau in ihre ursprüng­liche Bestand­teile zerlegt, wie in Moleküle, die sich in Atome aufspalten, sich wieder verbinden und Neues schaffen. Stellen­weise scheint es, als würde sich diese Musik aus den Zwängen des Noten­textes befreien, um sich haltlos in schwin­delnde Höhen und Tiefen zu bewegen. Dann wiederum lässt sie sich einfangen, sie beruhigt sich und erdet uns. Diesseits und Jenseits scheinen sich für einen Augen­blick zu verbinden. Obwohl allein im unend­lichen Raum, fühlt man sich mit dem großen Ganzen in einer Magie der Einheit verbunden.

Die vergessene Moder­nität im Impressionismus

Ravels progressive Musik braucht in unserem Jahrhundert wieder Unter­stützung. Sie modern zu insze­nieren ist mir ein Bedürfnis. Der Impres­sio­nismus steht nicht im Zeichen der Romantik, er weist nach vorne, in die Trans­parenz und Transzendenz. Die von mir mit experi­men­tellen Klavier­klängen unter­legte Violin­kadenz von Tzigane versucht dem gerecht zu werden.

Virtuo­sität als Programm (-musik)

Eine Figur, die unter­schied­liche Welten durch­dringt und auch heute nichts von ihrer Aktua­lität verloren hat, ist für mich die Carmen. Sie gibt niemals auf, zeigt keine Schwäche und steht für Mut und Blut, Stolz und Verletz­lichkeit. Meine Bearbeitung beruht auf der Fantasie von Pablo de Sarasate und bewegt sich zwischen Orient und Oxident. 

Die Brücke zum Orient

Weder ganz im Traum noch in der Wirklichkeit erklingt das Song-Poem von Khatcha­turian. Hinter dem Klang­vorhang seines Vorspiels verbirgt sich die mystische Welt des Orients, mit seinen Düften, Geschichten und verwun­schenen Orten. In ihr verschmelzen sich die Welt des Traums und der Wirklichkeit.

Die Melodien der Persi­schen Weisen richten sich hingegen direkt an unser Inneres, in Anlehnung an die folklo­ris­ti­schen Gesänge und Tänze des Irans.

Als (Fremd)-Sprache führt mich Musik so auf eine Reise der Vielfalt.

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