Klassik Krise „Ondine -die göttliche“ im Kunstverein Familie Montez
8. September 2024
19:00
Frankfurt am Main
Google Map

„Ondine, Meisterin des Geflechts – Hebelt mein Leid aus – So zart und selbstverständlich“

In Ravels Klavierzyklus „Gaspard de la Nuit“ sind drei Gedichte von Aloysius Bertrand vertont. Wenn sie als zusammenhängende Geschichte gelesen werden, sticht Ondine als zentrale Figur heraus.

Eine Wassernixe, die als Findelkind in ärmlichen Verhältnissen bei Fischern aufwächst und früh ihre übersinnlichen Fähigkeiten entdeckt. Mir ihrer unbeschwerten Art wählt sie früh ihren künftigen Ehemann, der bereits einer anderen versprochen ist. Vor der Eheschließung tauch ihr leiblicher Vater Neptun auf und erlässt einen Treueschwur. Wenn er seitens des Ehemannes gebrochen wird, stirbt dieser. Es kommt zum Bruch und Urteil. Ondine erlebt die Begrenzung ihrer Macht und verflucht die ganze Welt, zieht sich von ihr zurück. In allen drei Tongedichten Ravels sind Bezüge auf ihre Geschichte zu finden.

Auch Debussy widmet sich in einem späten Prelude für Klavier diesem Thema.

„Ondine trägt ihren Schleier, der sie umspielt, ihre Geschichte vergessen lässt. Wehe dem, der auf ihn tritt. Dann erscheinen ihre Gefährten der Nacht und färben das Band rot.“

Spätestens mit Beethoven spielen programmatische Inhalte in der Kammermusik eine Rolle. Die absolute Form bricht, aus den Nischen keimen neue Ideen. Seine 30. Sonate für Klavier ist als Nachfolge der „Hammerklaviersonate“ erstaunlich anmutig. Die drei Sätze können als „Geburt – Urteil – Nachklang“ beschrieben werden. Vor allem im Finale lässt sich für mich das Lied von Ondine hören, die noch einmal ihre Macht ausübt und die Meere anhebt.

„Ihr Lied ist ein Liebeslied – Ohne Liebende – Es sind verbliebende Geschichten -Die das Meer erzählt – Und schweigende Beobachter – Sehen in wilden Mondnächten – Ondine das Wasser türmen – In dem sie sich verschlungen sieht – Und das sie liebt.“

 

Claude Debussy: Preludes für Klavier Buch 2: Prelude Nr.8 „Ondine“ – Scherzando

Maurice Ravel: „Gaspard de la Nuit“ Drei Gedichte für Klavier nach Aloysius Bertrand:

Ondine – Le Gibet – Scarbo

Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier Nr.30 E-Dur op. 109

Vivave, ma non troppo, Sempre legato – Prestissimo – Gesangvoll mit innigster Empfindung. Andante molto cantabile ed espressivo

 

Klavier und Moderation: Puschan Mousavi Malvani

Eintritt 30 / 15 Euro (ermäßigt) Karten an der Abendkasse ab 18.30

Kunstverein Familie Montez, Unter der Honselbrücke 7 60314 Frankfurt