14. Mai 2023 | |
19:00 | |
Kunstverein Familie Montez | |
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Wunsch nach Verklärung
So einfach der Titel „12 Préludes Buch 2 für Klavier“ von Claude Debussy klingt, umso überraschender ist der viele Text, der mit dem Notenbild auftaucht. Jedes Prélude behandelt kompositorisch wie programmatisch ein eigenes Feld. Neben Stilbildern tauchen mehrere literarische Figuren auf, u.a. Ondine, die Tochter Neptuns, die auch in Ravels „Gaspard de la Nuit“ ihren Zauber ausübt. Dann beschreibt Debussy Landschaften wie das Tor zum Wein oder die Szene eines berühmten Pariser Clowns. Kompositorisch arbeitet Debussy chromatisch, stellt weiße und schwarze Klaviertasten radikal gegenüber. Die unterschiedlichen Anschlagstechniken und Glissandi bezeugen seine experimentelle Betrachtung des Klaviers. In „Terrasse der Mondscheinaudienzen“ führt uns Debussy ins Land der Mythen. Indische Könige ließen sie bauen, um bei Vollmond Audienzen zu halten, deren Ritual ins Übersinnliche steigt. Eine alte Welt, die noch atmet. Der Impressionismus taucht in der Musik als Verklärung auf, bevor ihre klassischen Säulen der Harmonik und Formlehre in der Moderne einstürzen. Als würde man die Augen zusammenkneifen und dem Geist befehlen einen Filter über die Realität zu legen.
Eugene Ysaye übernimmt den Impressionismus in seiner 5. Sonate und diktiert der Violine Ketten der Zierde. Das Gewicht nimmt mit jeder Umspielung zu, bis die Leichtigkeit einer satten Klangwelt weicht. Der Tanz erinnert mehr an eine Partita als an eine Sonate. Die burlesken Akkorde lassen zwischendurch Platz für überlappende Klangspiele. Die Kollage ist eine der Instrumente im impressionistischen Komponieren. Als könnte man mit ihr die Wahrnehmung der Realität beeinflussen.
Claude Debussy: 12 Préludes Buch 2 für Klavier
– Nebel
– Welke Blätter
– Die Weinpforte
– Die Feen sind erlesende Tänzerinnen
– Heide, Wacholderbüsche
– Der exzentrische General Lavine
– Terasse der Mondscheinaudienzen
– Ondine
– Hommage an S.Pickwick Esq. P.P.M.P.C.
– Kanope
– Die abwechselnden Terzen
– Feuerwerk
Eugene Ysaye: Sonate Nr.5 für Violine für Mathieu Chrickboom
– L’Aurore Lento assai (Menure très libre)
– Danse Rusique Allegro giocoso molto moderato (Bien rythmé)