26. Juni 2022 | |
20:00 | |
Kunstverein Familie Montez | |
Adresse |
Ludwig van Beethoven: Klaviersonate Nr.29 B-Dur »Hammerklavier«
Franz Schubert: Klaviersonate Nr.21 B-Dur D960
Wie sich dem Spätwerk Beethovens und Schuberts nähern? Mein Versuch im Versmaß.
—
Klavier & Moderation: Puschan Mousavi Malvani
—
Ludwigs Hammerklaviersonate
Das Ende beginnt
Und sie kamen in Scharen
Mit Pauken und Trompeten verkündeten sie das Ende und begannen sogleich abzutragen
Die Menschen verstanden nicht und hatten große Angst
Sie sahen, wie ihre Welt abgetragen wurde um jede Schicht, so dass sie zerfiel
Es löste sich jede Ketten und es fielen die Türme der Geschichte
Es fiel der Turm von Babylon und jeder andere Turm
Die Engel nahmen die Menschen zur Seite, so dass sie sahen wie ihre Welt der Erde genommen wurde
Es gab große Donner und Beben
Der Himmel blitze und ließ gewähren
Die Engel folgten dem feierlichen Ritual und nahmen jeder Sache ihre Struktur
Und so fiel alles in sich zusammen, bis es war als hätte es das Menschenwerk auf Erden nie gegeben
Es läutete jede Glocke im Himmel und alles wusste, dass es gehen würde
Es perlte auseinander, anderes wurde zerschlagen
Es war ein Wunder der Zerstörung
ohne Wut, nur notwendig
Es wurde genommen, was einst gegeben wurde
Die Erde bebte nach, als ihr die eine Welt schon genommen war
Die Menschen diskutierten und verstanden nicht
Da trat einer der Engel zu ihnen und hob die Hände
Eine Welle der Erkenntnis rollte über die Menschen und ließ sie verstummen
Und der Engel ließ sie verstehen
Wieder fürchteten sich die Menschen sehr Der Engel ließ sie gewähren, bis auch der letzte verstummte
Da fingen sie an zu verstehen
Sie versammelten sich um die Erde
Die Engel fassten sich an den Händen und begannen ihren Choral zu singen
Er war von großer Trauer
Und die Menschen spürten, dass es auch der ihre war und stimmten ein
Er erzählte von ihrer Welt und sie war voller Schmerz gewesen
Jedes Leid der Menschen war von ihr festgehalten und nun blickten sie gemeinsam darauf und bedauerten
Die Gesichter der Menschen erstarrten und Tränen liefen über ihre Wangen
Da konnten sie nicht weiter singen und es wurde still
Die Engel führten die Menschen in einen Nebel
Und der Nebel war dicht
So dicht, dass jeder Gedanke verloren ging
Und es war ein Segen
Es stieg der Geist der Erde auf
befreit von all dem Leid und segnete die Welt, die von ihm erschaffen wurde
Und die Bäume neigten ihre Häupter, die Winde tanzten und alles verneigte sich vor ihrem Geist
Denn sie wussten, dass auch sie jetzt gehen würden
Der Geist der Erde wuchs und wandelte durch seinen Garten und alles war von Dankbarkeit durchzogen
Der Geist öffnete seine Augen und es traten Strahlen heraus
Das Licht flutete die Welt, grell und erhaben
Und alle Kräfte schienen sich in ihm zu sammeln
Da zersprang die Erde
Es gab einen Knall so laut wie hundert Welten die aufeinander stoßen
Und der Geist wandelte durch die Verwüstung und half allem zu zerfallen
Am Ende zerfiel auch er zu Staub
Auch die Engel waren verstummt und gemeinsam mit den Menschen standen sie
Alles was sie tun konnten, war sich erinnern
Und sie waren dankbar
Jeder Schmerz war eine wunderschöne Erinnerung geworden
Lange schauten sie wie der Staub, der ihre Welt gewesen war davon getragen wurde
Etwas begann sich zu verschieben
Ein Innehalten
Und die Menschen wussten, dass sie gegangen waren.
Es taten sich Brücken auf, über die tausende Helfer kamen
Kleine und Große strömten ein
Und auch sie begannen sogleich abzutragen
Im Kleinen taten sich Risse auf
Die Risse verschluckten vieles
Und an allen Enden wurde gleichzeitig abgetragen
Es gab einen Strudel und alles flog durcheinander
Es war ein Chaos so gewaltig, dass es nicht zu verstehen war
Und die Risse wuchsen und verschlagen ganze Welten
Und wieder war es als fielen Türme
Diesmal rissen sie alles mit sich in den Abgrund
Und alles was noch existierte zersprang und es gab viel Geröll
Alles kreiste um sich selbst, bis es verschluckt wurde
Es war das Ende aller Welten
Und der Anblick war nicht für Augen gemacht
Es stiegen Wesen auf
Lachend und grölend nahmen sie an der Zerstörung Teil, die so groß war, dass kein Mensch sie ertragen hätte
Mit fliegendem Gefährt rasten Götter und Teufel in den Abgrund und rissen so viel wie möglich mit sich
Es tat große Schläge und es schien als wäre es vollbracht
Die Stille war beängstigend
Da stimmten die Engel die geblieben waren einen Choral an
Anders als der der Menschen
Fremd klang er, da er noch nie gesungen worden war
Wieder verschob es sich
Im Leisen begann das Ende alles Seins
Und die Engel wussten, dass sie sterben würden
Alle die geblieben waren wussten es
Letzten Säulen stürzten ein und begruben alles unter sich
Flammen stiegen auf
Alles fiel dem Feuer zum Opfer
Es gab nichts mehr zu retten
Wieder schien es, als wäre es vollbracht
Das Grollen wurde leiser
Da tat sich ein letztes Mal der Abgrund auf und verschlang sich selbst
Am Ende blieb nur die Dunkelheit, die all die Schönheit kennt, die wir sahen
Schuberts Lied
Ein Fetzen aus Gedanken ist alles was bleibt
Er wiederholt sich, bis er einen Weg finden sich fortzuspinnen
Auf der Spule findet sich das Vergessene
Eingeprägt ins Erinnern
Und jedes Drängen verliert sich, weil es nichts zu greifen gibt
In Tiefen und Höhen findet sich der gleiche Grund warum es nicht greift
Entkoppelt bleibt nur der Gedanke, aus dem jeder Gedanke wächst der glauben macht, dass etwas existiert
Bis er sich wieder aufgibt und zum Fetzen wird, der er immer war
Der Trost ist der Gedanke existiert zu haben.
Die Zeitlosigkeit lebt in der Ewigkeit
Kennt das Ticken der Zeit
Das Gefühl des Zerfließens
Sie pocht als Puls der Ewigkeit, die nicht leben braucht um zu existieren
Der Wunsch nach Richtung erstickt in der zähen Gelassenheit, mit der die Ewigkeit sich ausbreitet
Alles einnimmt was bleiben will
Sie unterscheidet nicht, lässt die Dinge gewähren
Sich Aufbäumen und Zusammenfallen
Bis sie sich entscheiden unendlich zu werden
Ihr Ende an den Anfang stellen
Verloren gegangen zu sein
Fließend die Ewigkeit zu akzeptieren, ohne es zu merken
Die verändert sich nicht durch ihr Dazukommen
Vielmehr verändert sich die Sache
Schreibt ihr Ende zu Beginn
Willigt der Gelassenheit ein ohne zu wissen wie schmerzhaft der Weg dorthin sein wird.
Das Leben ringt sich der Ewigkeit ab
Sprudelt aus sich heraus
Immer wieder jung und einzigartig
Den Achsen der Zeit ausgeliefert und somit dem Zerfall
Wasser auf Mühlen die alles vorantreiben ohne nach dem Sinn zu fragen
Es fließt alles wie es mag
Vergiftet die Frage nach dem warum
Dem Leben wird gewährt, nichts berurteilt
Es ist wie es ist und wird enden.
Im Fluss der Zeit wäscht sich die Ewigkeit und braucht sich nicht zu erneuern
An sie heften sich die Dinge, die überdauern
Im wilden Fluss
Mit dem Leben spielt das Schicksal
Als Warnung stellt es sich manchen Dingen in den Weg
Zwingt den Fluss sich umzulenken
Variiert die Wege, erstellt Muster
Wird es angenommen führt es liebevoll und begleitet
bei Widerstand wird es zur Wand
Unüberwindbar zerschlagen die Wellen an ihm
Ein ungleicher Kampf und doch nur ein Spiel
Es ist das Leben selbst das spielen will
Bis es sich erschöpft und über sich selbst triumphiert.
P.M.M.