
Niemals werden wir uns außerhalb unseres Geistes wiederfinden
Beethoven war besessen vom Motiv des Schlusssatzes seiner 23. Klaviersonate f-Moll. Das gesamte Werk lässt tief in seine verstörende Persönlichkeit blicken. Menschenscheu verbarrikadiert sich Beethoven in seiner zugemüllten Wohnung, zählt Kaffeebohnen ab, bekritzelt seinen Rollladen mit Zahlenkombinationen. Es herrscht in ihm und dem Werk das gefürchtete geniale Chaos. Die Kraft dieser Sonate ist erschreckend unergründlich. Eine tickende Zeitbombe im ersten Satz baut Nervosität auf, der zweite Satz verschiebt Motive wie in einem Setzkasten, das Finale eskaliert. Es ist furios und ebenso tragisch. Eine Abrechnung mit sich, uns, der Welt.
Mit Schumann, der sich dem Geiste Beethovens nah fühlt, kommt die Flut. Seine 3. Klaviersonate ist als Konzert ohne Orchester bezeichnet. Das Klavier verschlingt sich gleich zu Beginn selbst. In dieser Zerstörung tauchen Miniaturen der Schönheit auf, kleine Inseln zum Durchatmen, bevor das Finale uns endgültig entrückt, in eine Welt ohne feste Struktur, schwerelos und frei, aber unendlich einsam.
Erzfeind Beethovens war Paganini. Vielleicht wegen seiner Inszenierung als Teufelsgeiger, während Beethoven wirklich besessen war. Trotzdem (oder gerade deshalb) löste Paganini eine Euphorie in Europa aus, die bis heute anhält. Eine Manie. Das passende Werk dazu schrieb der Geiger Nathan: Paganiniana für Violine solo. Dazu kommen drei der gefürchteten Capricen von Paganini.
Programm:
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Klaviersonate Nr.23 f-Moll op.57
„Appasionata“
Allegro assai
Andante con moto
Allegro ma non troppo
Robert Schumann (1810-1856)
Klaviersonate Nr.3 f-Moll op.14
(Konzert ohne Orchester)
Allegro brillante
Scherzo. Molto Comodo
Quasi Variationen. Andantino de Clara Wieck
Prestissimo possible
Niccolo Paganini (1782-1840)
Capricen für Violine solo op.1
Caprice Nr.9 E-Dur „Die Jagd“
Allegretto
Caprice Nr.10 g-Moll
Vivace
Caprice Nr.11 C-Dur
Andante, Presto
Nathan Milstein (1904 -1992)
Paganiniana – Variationen für Violine solo